Die Kapelle des Dresdner Residenzschlosses war über 150 Jahre geistliches Zentrum im evangelischen Kursachsen. Als zentrale Sendboten des Glaubens galten sowohl die geistlichen Werke der Hofkapellmeister als auch die Predigten der Hofprediger. Von Letzteren waren zeitweise drei parallel am Hof angestellt, davon ein Oberhofprediger, der nicht nur die Gesamtaufsicht über die Gottesdienste hatte, sondern der höchste Geistliche in Kursachsen überhaupt war. Drucke von Predigten aus der Dresdner Schlosskapelle (wie auch Noten) wurden im ganzen Land verteilt und sollten vor allem in Zeiten von politischer und religiöser Bedrängnis Beistand geben.
Eine der wichtigsten Persönlichkeiten des geistlichen Lebens während der Wirkungszeit von Heinrich Schütz war der Oberhofprediger Matthias Hoë von Hoënegg. Die von ihm entworfene Gottesdienstordnung räumte der Musik neben dem gesprochenen Wort großzügigen Raum zur Entfaltung ein. Damit waren auch Schütz wichtige Grundlagen für sein kompositorisches Betätigungsfeld gegeben.
Als denkwürdig gelten Hoennegs Predigten und Schriften, die im Zusammenhang mit den Wirren und Schrecken des Dreißigjährigen Krieges entstanden. An der Seite des Kurfürsten setzte er sich außerdem wortgewandt und mit diplomatischem Geschick über die Grenzen Kursachsens hinaus für die Verteidigung des lutherischen Glaubens ein.