Italien war im 16. und 17. Jahrhundert der Innovationsgenerator schlechthin: Die maßgeblichen Entwicklungen und Erfindungen in den Wissenschaften und Künsten wurden an den italienischen Höfen und in den florierenden, früh globalisierten Städten angeschoben. Als Knotenpunkt der Zivilisationen des Mittelmeerraumes, Zentrum des Römischen Reiches, Sitz des Papsttums und Wiege der Renaissance spielte Italien eine entscheidende Rolle und wurde zum Ausgangsland der europäischen Kunst, Kultur und Forschung.
Für Heinrich Schütz waren es vor allem Venedig und Norditalien, die ihn prägten, formten und anspornten. Sein opus 1, die Italienischen Madrigale, sind ein Werkzyklus voller Exzentrik, Überschwang und Freiheiten einer jugendlichen kompositorischen Versuchsanordnung. Die in Italien erworbenen Fähigkeiten der Raummusik und der Wort-Ton-Beziehung durchziehen das gesamte weitere Schaffen. Die Namen der Komponisten Giovanni Gabrieli und Claudio Monteverdi stehen für eine geistige Vaterschaft, die Schütz nie verleugnete, sondern kreativ anverwandelte. In einem beispiellosen Kulturtransfer verschmolz er die 'italienische Manier' mit der mitteldeutschen Musikkultur und wurde so dann selbst zum „parens nostrae musicae modernae“, dem Vater unserer modernen Musik.