Hamburger Ratsmusik | Foto: Philipp Trochim
Im Jahre 1991 rief die Gambenvirtuosin Simone Eckert die Hamburger Ratsmusik ins Leben – und knüpfte damit an eine Tradition an, die bis zum Jahr 1522 zurückreicht. Damals stellte der Rat der Hansestadt eine Gruppe von acht Musikern an, die „Gott zu Ehren und Hamburg zur Lust, Ergötzlichkeit und Nutz“ musizierend den Ruhm der Stadt mehren sollten. In seiner Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert, unter weithin berühmten Musikern wie William Brade, Georg Philipp Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach, machte das Ensemble den fürstlichen Hofkapellen seiner Zeit gehörig Konkurrenz und war auch andernorts häufig gefragt.
Heute trägt die Hamburger Ratsmusik Ruf Hamburgs als bedeutendes Musikzentrum in alle Welt und hat sich mit faszinierend virtuosen, authentischen und lebendigen Interpretationen längst in die erste Reihe der Alte-Musik-Spezialisten gespielt. Die Musiker um Simone Eckert beleben die Musik ihrer prominenten Vorgänger durch ihre enge Anlehnung an Rhetorik und durch nuancenreiche Artikulation, machen sie „beredt", entwickeln aus klaren Strukturen und den vielfältigen, von Jahrhunderte alten Tänzen entlehnten Rhythmen, ihren eigenen, unwiderstehlichen Swing.
Und immer wieder lockt das Abenteuer der Neuentdeckung unbekannter, lange vergessener Alter Musik, die in Europas Bibliotheken schlummert. Diese Schätze wiederzubeleben ist eine spannende Zielsetzung für Simone Eckert, die mit ihren Quellenforschungen immer neue Inspiration liefert und das Repertoire durch wiederentdeckte Werke bereichert. Gespielt von der Hamburger Ratsmusik erstrahlen dann die Kompositionen der „fürnembsten Musici“ vergangener Zeiten – unter ihnen Schütz, Schop, Brade und andere – in neuem Glanz.
Und als wäre all das nicht genug, hat die Hamburger Ratsmusik mit der Vergabe von Kompositionsaufträgen einen Dialog zwischen Tradition und Gegenwart in Gang gesetzt, der neben der Erkundung bedeutender Schätze Hanseatischen wie mitteldeutschen Musikschaffens und ihren Verflechtungen mit der Musik unterschiedlicher Provenienz auch Exkursionen in fernere Wissensbereiche und Klangwelten umfasst.
Fast 40 CDs, überwiegend mit Welt-Ersteinspielungen, sowie Aufnahmen für alle deutschen Rundfunksender und den ORF dokumentieren die Erfolge des Ensembles bei der Wiederentdeckung von Musik aus Renaissance, Barock und Klassik. 2006 und 2010 wurde die Hamburger Ratsmusik mit dem Echo Klassik-Preis ausgezeichnet, 2016 mit dem RITTER-Preis der Oscar und Vera Ritter-Stiftung Hamburg. Die Hamburger Ratsmusik ist außerdem Partnerin der Hamburger Telemann Gesellschaft. Sie führt seit 2014 die eigene Konzertreihe elbwärts als Ensemble in Residence im KomponistenQuartier im Herzen Hamburgs. Höhepunkte für 2023 sind Auftritte beim Early Music Festival in Boston/USA, in der Elbphilharmonie und die Einladung als artist in residence beim Heinrich Schütz Musikfest.
Seit ihrer Kindheit ist Simone Eckert vom Klang der über 300 Jahre alten Gambeninstrumente fasziniert, und mit 8 Jahren nach ihrem Berufswunsch gefragt, antwortete sie mit „Gambistin“. Die Ermahnung, doch einen richtigen Beruf zu ergreifen, schlug sie in den Wind und studierte Viola da gamba an der Musikhochschule Hamburg bei Ingrid Stampa und anschließend an der Schola Cantorum Basiliensis, u. a. bei Jordi Savall. Seit Abschluss ihres Studiums mit dem Diplom für Alte Musik lebt sie in Hamburg. Dort gründete sie im Jahr 1991 das die Hamburger Ratsmusik und wirkt als künstlerische Leiterin, Agentin und Managerin ihres Ensembles, als Musikwissenschaftlerin, Herausgeberin von neu entdeckter Musik für Viola da gamba und Musikpädagogin. Als Gambenvirtuosin konzertiert sie auf allen wichtigen Festivals in Deutschland und in vielen Ländern Europas, in den USA und China. Ihr Repertoire umfasst neben Kompositionen der Renaissance, des Barock und der Vorklassik auch Werke der Neuen Musik. Und bis heute verbringt die für ihr Schaffen vielfach preisgekrönte Musikerin unendlich viel Zeit damit, die Gamben, Vorläufer der heutigen Violoncelli, immer tiefer zu erkunden und die faszinierenden Instrumente neu leben und klingen zu lassen – zweifellos eine große Herausforderung, denn Simone Eckert spielt nicht nur eine, sondern mehrere verschiedene Gamben mit jeweils eigenem Charakter.
Zunächst studierte Anke Dennert Blockflöte und historische Blasinstrumente mit Nebenfach Cembalo an der Musikhochschule Hamburg. Als begeisterte Begleiterin und Kammermusikerin machte sie die Tasteninstrumente zu ihrem Hauptfach. Nach Studienzeiten mit Robert Kohnen in Brüssel und Andreas Staier in Köln legte sie in Hamburg ihr Konzertexamen für Cembalo und Clavichord bei Gisela Gumz ab. Seither tritt sie als leidenschaftliche Continuo-Spielerin mit Ensembles und Orchestern in Europa sowie den USA auf. Rundfunkaufnahmen entstanden für NDR, Deutschlandfunk und BR. Als Dozentin für historische Tasteninstrumente und Generalbass lehrt Anke Dennert am Hamburger Konservatorium sowie bei Kursen Alter Musik.
Nach dem Studium der klassischen Gitarre spezialisierte sich Ulrich Wedemeier auf Lauteninstrumente und historische Gitarren. Seit über 35 Jahren spielt er mit bekannten Ensembles und Solisten der Alten Musik, wobei der Schwerpunkt bei der Zusammenarbeit mit der Hamburger Ratsmusik und der Capella de la Torre liegt. Viele Aufnahmen und Auszeichnungen dokumentieren diese Arbeit, darunter seine Solo-CD „velvet touch“, ein Ergebnis der Forschungsarbeit über die Gitarristin Catharina Pratten, einer bedeutenden Musikerpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts. In den letzten Jahren widmet sich Ulrich Wedemeier zunehmend auch der romantischen Gitarre. Er ist Mitglied des Consortium for Guitar Research am Sidney Sussex College in Cambridge
1 | Eröffnungskonzert: "fürnembste Musici"
Freitag, 6. Oktober 2023
19.30 Uhr | Gera
St. Salvatorkirche
5 | Festkonzert: Hamburger Schätze
Samstag, 7. Oktober 2023
19.30 Uhr | Dresden
Annenkirche
10 | Festkonzert: Magellans Weltumseglung
Sonntag, 8. Oktober 2023
18.00 Uhr | Weißenfels
Schlosskirche auf Schloss Neu-Augustusburg
Dienstag, 10. Oktober 2023
17.00 Uhr | Dresden
Talleyrand-Zimmer in der SLUB
13 | Schulkonzert: Abenteuer Isfahan
Mittwoch, 11. Oktober 2023
vormittags | Weißenfels
Kulturhaus
15 | Schulkonzert: Abenteuer Isfahan
Donnerstag, 12. Oktober 2023
vormittags | Zeitz
Festsaal Schloss Moritzburg
19 | Festkonzert: Abenteuer Isfahan
Freitag, 13. Oktober 2023
20.00 Uhr | Zeitz
Festsaal Schloss Moritzburg
26 | Abschlusskonzert: elbwärts
Sonntag, 15. Oktober 2023
17.00 Uhr | Bad Köstritz
Kirche St. Leonhard
Simone Eckert | Foto: Holger Ceglars
Hamburger Ratsmusik mit Nima Noury und Arash Mohafez | Foto: privat
Hamburger Ratsmusik beim Heinrich Schütz Musikfest 2020 | Foto: Mathias Marx